Das Beratungsunternehmen PwC hat die jährliche Studie «German Media & Entertainment Outlook» vorgelegt. Print-Medien und die Unterhaltungsindustrie dürften 2020 hohe Corona bedingte Umsatzeinbussen erleiden. Doch auch nach 2021 reichen die Umsatzzahlen wohl nicht mehr an jene von vor der Pandemie heran.

Der Entertainment- und Medienmarkt (E&M) entwickelte sich 2019 mit ungebremster Dynamik. Die aktuelle Covid-19-Pandemie stellt alle Marktteilnehmer vor noch grössere Herausforderungen als schon bisher. Neue Nutzergewohnheiten, veränderte Geschäftsmodelle, aber auch regulatorische Vorgaben erfordern von den Unternehmen ein Höchstmass an Flexibilität – bei gleichzeitig steigenden Anforderungen an Qualität, Sicherheit und Datenschutz. Aktuell machen beispielsweise Cyberangriffe dem Verlagswesen das Leben schwer. Medienhäuser sind zunehmend ein beliebtes Ziel von Malware- und Phishing-Attacken. Auch wenn die Unternehmen vergleichsweise gut geschützt zu sein scheinen, fehlt es dennoch an einer angemessenen Risikosensibilität. Besondere Achtsamkeit erfordert auch der Daten- und Privatsphärenschutz. Themen wie DSGVO, ePrivacy, Targeting und Privacy Shield führen zu teilweise erheblichen Rechtsrisiken für Unternehmen.

Wunsch der Menschen nach Information und Unterhaltung ist ungebrochen

Für 2019 verzeichnete die Entertainment- und Medienbranche ein gesundes Wachstum von 3% auf 61,7 Milliarden Euro. Der Grossteil des Umsatzes kann weiterhin den analogen Segmenten der Branche zugeordnet werden. Zu diesen Segmenten zählen Bücher, Zeitungen, Zeitschriften und der Fernsehmarkt, die 2019 zusammen knapp 30 Milliarden Euro umsetzten.

Internet Services sind für immer mehr Nutzer attraktiv

Bewegung in den Markt brachten einmal mehr die digitalen Angebote. So wuchsen beispielsweise die Erlöse aus digitalen Fachbüchern um 14.1%, die Vertriebserlöse von digitalen Zeitungen um knapp 14% und die Vertriebserlöse von digitalen Fachzeitschriften um 19.2%. Über das Internet verbreitete Services sind aufgrund ihrer räumlich und zeitlich unabhängigen Verfügbarkeit für immer mehr Nutzer attraktiv. So zeigte das digitale Musikgeschäft, also der Erlös aus dem Streaming von Musik über Onlineplattformen, 2019 erneut ein starkes Wachstum von 23.2% auf mehr als eine Milliarde Euro. Ein besonderes Augenmerk verdient der noch junge Bereich Podcast, der 2019 mit mehr als 46% Wachstum auf 71 Millionen Euro einen rasanten Höhenflug hinlegte.

Immer mehr Menschen greifen zudem über das Internet auf Filme und Serien zu

Grösster Beliebtheit erfreuten sich Livestreaming- und Video-on-Demand(VoD)-Angebote, über alle Altersgruppen hinweg, nicht zuletzt befeuert durch das stark wachsende Angebot. Getrieben durch die zunehmende Streaming-Euphorie verzeichnete das Segment Video 2019 einen Datenverbrauch von mehr als 47 Milliarden Gigabyte (GB) und machte mit 78.3% den mit Abstand grössten Teil des Gesamtdatenkonsums von 60,3 Milliarden GB (+26.9% gegenüber 2018) aus. Der Höhenflug des Segments Videospiele und E-Sport setzte sich 2019 ebenfalls fort. Wachsende Zuschauerzahlen und neue Wettkämpfe verhalfen der Branche zu einem stabilen Wachstum (+6.4%) auf 4,5 Milliarden Euro. Besonders rasant legte der grösste europäische E-Sport-Markt zu, mit einem Gesamtumsatz von 77 Millionen Euro (+26.7%). Das enorme Wachstum speist sich aus steigenden Einnahmen mit Werbung, Medienrechten und Ticketverkäufen. Zudem beflügeln Markteintritte globaler Brands und Sportvereine das E-Sport-Sponsoring.

Für Werbetreibende ist die Entertainment- und Medienbranche eine sichere Bank

Das Werbeaufkommen realisierte ein robustes Wachstum von 2.9% auf 23,4 Milliarden Euro. Auch hier macht der digitale Bereich ein immer grösseres Stück vom Kuchen aus: So verzeichnete die Internetwerbung durch ein überproportionales Plus von knapp 10% einen Umsatz von 8,5 Milliarden Euro. Der Aufwind durch die digitalen Angebote wird anhalten. Zahlreiche innovative Produkte werden ihr Potenzial erst komplett entfalten, wenn der neue Mobilfunkstandard 5G flächendeckend verfügbar ist, der die Übertragung noch grösserer Datenmengen ermöglicht. Das gilt insbesondere für Cloud-Gaming- und Virtual-Reality(VR)-Angebote, aber auch für die digitale Out-of-Home-Werbung, bei der neue interaktive Werbeformate das Geschäft befeuern.

Ausblick ist düster

Auf ausserhäusliche, nicht digitale Geschäftsmodelle wirkt sich die Covid-19-Pandemie negativ aus. Hier sind vor allem Kinos, Aussenwerbungtreibende, traditionelle Printmedien (stationärer Verkauf) und Live-Veranstaltungen betroffen. Letztere sind durch Massnahmen des Social Distancing fast vollständig zum Erliegen gekommen, sodass Konzerthallen, Ausstellungszentren und Stadien in Deutschland (wie auch in anderen Ländern) für einen Grossteil des Jahres 2020 geschlossen bleiben.

Die Covid-19-Pandemie ist ein Beschleuniger des digitalen Wandels

Noch im Jahr 2015 waren die Einnahmen an den deutschen Kinokassen mehr als doppelt so hoch wie im Over-The-Top (OTT)-Sektor. Nachdem dieser in den Jahren 2018 und 2019 den Umsatz durch den Verkauf von Kinokarten hinter sich gelassen hat, wird nun für die kommenden fünf Jahre erwartet, dass die Einnahmen aus dem OTT-Geschäft die Einnahmen aus dem Verkauf von Kinokarten im Jahr 2024 um mehr als das Doppelte übersteigen. Insgesamt prognostiziert PwC für die deutsche E&M-Branche bis 2024 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 1.1%, wobei einige Segmente schnell expandieren werden, während andere ihren Abwärtstrend fortsetzen.

Für 2020 prognostiziert PwC der deutschen E&M-Branche einen Gesamtumsatz von 54,3 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 11.9% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. 2021 soll sich der Umsatz mit einem Wachstum von 7.6% gegenüber 2020 dann etwas erholen.