Die Medienbranche hat sich an der diesjährigen Dreikönigstagung «verhalten optimistisch» gezeigt. Neue Geschäftsansätze sollen helfen, die Krise zu bewältigen. So beginnt die Bezahlung für Medien im digitalen Bereich zu greifen. Und die Digitalisierung liefert «neue Chancen».

Die Dreikönigstagung der Schweizer Presse gibt es seit 20 Jahren. Damals habe sich die Presse selbst gefeiert und äusserst optimistisch gezeigt, wie der Verband «Schweizer Medien» in seinem Newsletter festhält. Inzwischen habe sich vieles verändert – man sei bescheidener geworden. Doch statt «bleierner Depression», wie es Matthias Ackeret, Chefredaktor und Verleger der Persönlich Verlags AG, erwartet habe, hätten die Teilnehmer «verhaltenen Optimismus» gezeigt, und vor allem neue Ansätze zur Bewältigung der Krise.

Selbstbewusster Optimismus statt Klagen und Orientierungslosigkeit

«Es bewegt sich etwas in der Schweizer Medienszene, die Schockstarre scheint überwunden», ist dort weiter nachzulesen. So sei an der traditionellen Dreikönigstagung erstmals seit Jahren nicht mehr Klagen und Orientierungslosigkeit zu beobachten gewesen, sondern «ein selbstbewusster Optimismus, die anstehenden Probleme lösen zu können». Es sei zwar allen klar, dass die Zeiten noch immer hart seien. Doch die Rezepte dagegen kristallisierten sich langsam heraus. Das wohl Wichtigste aber sei, dass ein überraschend positiver Grundton herrsche, wobei das Wort «Chancen» an der Tagung viel benutzt worden sei.

Unternehmen haben verstanden, wo sie ansetzen müssen

Zum Thema «Chancen» hätten die rund 200 anwesenden Verlags- und Medienleute einiges vorgesetzt bekommen, so der Verband weiter. Pietro Supino, Präsident Verband Schweizer Medien und Verleger Tamedia habe schon in der Begrüssungsansprache Positives festgestellt: «Ich bin überzeugt, dass es ein Bedürfnis nach gutem Journalismus gibt und auch eine Zahlungsbereitschaft dafür. Die neusten Entwicklungen geben Anlass zu grosser Hoffnung.» Seiner Meinung nach wird 2019 ein gutes Jahr. Er sehe, dass man sich verändere, sich neu erfinde. Es sei viel gegangen in den letzten zwei Jahren, und die Unternehmen hätten verstanden, wo sie ansetzen müssten. «Ich bin überzeugt, dass wir am Ende des Jahres besser dastehen als heute.»

Verlage wollen mehr zusammenarbeiten

Auch Felix Graf, seit einem halben Jahr CEO der NZZ-Mediengruppe, sehe die Zukunft besser als auch schon. Er zeigte wohl vier Megatrends auf, die momentan anlaufen würden:

  • Erstens beginne Bezahlung für Medien im digitalen Bereich zu greifen. Im Ausland gebe es immer mehr Beispiele, bei denen das funktioniere. Davon habe man vor vier,
    fünf Jahren nur geträumt.
  • Zweitens könnten die Verlage dank den vielen Daten ihrer Kunden die Produkte künftig besser und vor allem auch personalisierter ausrichten.
  • Graf sehe die digitale Welt zudem als grosse Chance, neue Medienformate zu kreieren. So entwickle die NZZ zum Beispiel das Projekt «Text to Speech», bei dem der
    gesamte Inhalt einer Zeitung automatisch als Podcast angeboten werden könne.
  • Und nicht zuletzt nehme das Interesse an neuen digitalen und interaktiven Erzählformaten stark zu.
Gemeinsames Login auf den Web-Portalen der Verlage und der SRG rückt immer näher

Wie auch Supino habe Graf betont, dass die Schweizer Medienhäuser in Sachen Technik und Bezahlmodelle künftig deutlich mehr zusammenarbeiten müssten und dies auch tun würden. Die am letzten Swiss Media Forum präsentierte Idee der Login-Allianz scheine also sehr konkret zu werden. Damit rücke ein gemeinsames Login auf den Web-Portalen der Verlage und der SRG immer näher.

Verlage müssen sich von ihren alten Geschäftsmodellen verabschieden

Greg Piechota vom Reuters Institute, der auch Dozent an der University of Oxford ist, meinte wohl, Verleger könnten mit einem neuen Ansatz, vielen Ideen und viel Fantasie durchaus grosse Erfolge feiern, wie der Verband berichtet. Wichtig aber sei, dass sich die Verlage von ihren alten Geschäftsmodellen definitiv verabschieden würden.

Werbemarkt fordert von Verlagen Zusammenarbeit im Content-Bereich

Dies fordere die Swisscom auch im Werbemarkt, was aus der Befragung von Achill Prakash, dem Head of Marketing Communication der Swisscom durch Marcel Kohler, Leiter Werbung und Pendlermedien von Tamedia, herauszuhören gewesen sei. Wie genau die neu angedachte Zusammenarbeit im Contentbereich aussehen solle, habe die Swisscom aber nicht allzu präzise darlegen können.